Seit der Eröffnung der Olympischen Spiele 2024 in Paris am 29. Juli 2024 ist viel Wasser die Seine hinuntergeflossen, wie auch viel elektronische oder nicht elektronische Tinte in den Redaktionen der großen Medien dieser Welt und in den verschiedenen Bischofskonferenzen in Europa und den USA.
Nirgendwo wurde auch nur ein einziger Hinweis auf die zwölf (12!) Toten des Anschlags auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ vor knapp zehn Jahren durch einen fanatischen Akt islamistischer religiöser Gewalt gemacht.
Und dennoch . . .
Der Diskussion darüber, ob es sich bei der kritisierten Inszenierung um eine Imitation des letzten Abendmales von Leonardo Da Vinci handelt oder um die Imitation des « Le Festin des dieux » (1635-1640), von Jan Harmensz van Bijlert, das im Museum von Dijon hängt und bei dem es sich wohl selbst um eine karikierende Darstellung des letzten Abendmahls von Da Vinci handelt, sei dahingestellt.
Was allerdings den kritischen Abendmahl-Experten hätte auffallen müssen, ist die Tatsache, dass der Tisch bei der Inszenierung leer war!
Die gedankliche Nähe zum letzten Abendmahl – als Einsetzung der Eucharistie – ist also im Kopf der kritischen Betrachter, aber nicht in der Inszenierung selbst. Auch dass an der Stelle von Jesus eine wohlgenährte Frau sitzt, erinnert eher an die weltbekannte französische Küche, denn an eine Frau im Priesteramt, die ja von den amtlichen Kritikern der Inszenierung ohnehin abgelehnt wird. –
Dass Maria Magdalena, der erste Mensch war, dem der Auferstandene begegnet ist und den er mit der ersten Verkündigung seiner Auferstehung beauftragt hat, geht bei den à la Carte Linientreuen traditionell verloren. Dass sie gemeinsam mit ihrem Bruder Lazarus im Exil in Südfrankreich missionierte und dort auch starb, scheint ebenso vernachlässigbar.
So bleibt aus der interessengeleiteten Fehlinterpretation der Inszenierung nur eine erneute schmerzliche Erfahrung mit unserer katholischen Kirche: Bei allen Errungenschaften des jüdisch-christlichen Monotheismus in Architektur, Musik, Malerei und Dichtung geht die schnelle unqualifizierte Meinungsäußerung vor der sorgfältigen Unterscheidung zwischen Betrachter, Betrachtetem und Botschaft.
Anstatt sich an die Theologie von Papst Franziskus zu erinnern, dass Christen dazu bestimmt sind, in die Welt zu gehen, gehen kirchliche Kritiker in die selbstgerechte Wagenburg der alten Kirche drinnen und der bösen Welt draußen. –
Dass man sich dabei mit Rechtsradikalen in einer fremdenfeindlichen Wagenburg befindet, die lieber Kinder und Arbeit suchende Väter im Mittelmeer ertrinken lässt, anstatt endlich eine nachhaltige Entwicklungspolitik in Afrika zu organisieren bei der das Verlassen von Heim und Familie nicht mehr nötig ist, macht das selektive Schweigen besonders schmerzlich –
– . . . ebenso wie das Schweigen der Hirten angesichts der neun Monate dauernden Entführung, der Geiselhaft und der mehrfach Vergewaltigungen der jungen Schwestern von Anna, der Großmutter Jesu und Maria der Mutter Jesu, durch Terroristen im Gazastreifen. TH