Es führt kein Weg an der Einsicht vorbei, daß Europa für sich selbst sorgen muß. Dabei geht es nicht nur um eine gerechtere Lastenverteilung innerhalb der NATO bei der Selbstverteidigung gegen ein imperiales Rußland. Rußland sucht aus innenpolitischen Gründen des Machterhalts des Kleptogratie-Systems in der Ukraine nicht nur nach Bodenschätzen. Vielmehr braucht Rußland die Ukraine, wie bereits während der Epoche der Sowjetunion als System der Kolonisierung und Ausbeutung der Satellitenstaaten Russlands und der Staaten des “Wahrschauer Paktes” , wegen ihres höheren Bildungsstandes und der Innovationskraft. https://europa-information.eu/de/ist-die-invasion-der-ukraine-fuer-putin-und-seine-oligarchen-profitabel/
Diese Zusammenhänge zu vergessen, bedeutet, die Zusammengehörigkeit der Ukraine und der Europäischen Union nicht zu verstehen, in der Innovationskraft, dem Streben nach einer Sozialen Marktwirtschaft und nach einem gemeinsamen Europäischen Wertekanon.
Die Zusammenarbeit zwischen den Ukrainischen Streitkräften und den Streitkräften der Europäischen Mitglieder der NATO ist bei der Ausbildung und bei den Erfahrungsberichten aus der Gefechtspraxis an die Ausbilder und Hersteller europäischer Waffensystem ist bekannt und von gegenseitigem Nutzen.
Wenig beachtet hingegen sind die Notwendigkeiten bei der gemeinsamen Entwicklung von Einsatzregeln und eines gemeinsamen Wertekonsens, die sich wechselseitig bedingen und die zu erwartenden Traumata vermeiden oder bewältigen können.
Einsatzsituation wie sie in dem Verteidigungskrieg der Ukraine täglich sind, können auf keinem Truppenübungsplatz, in keinem Planspiel, in keinem Manöver simuliert und eingeübt werden. Gerade in einem werte-orientierten Europa, in dem die Würde jedes Menschen (auch in den Streitkräften) ein hohes Gut ist, muß die Aus-, Fort- und Weiterbildung des Führungspersonals einen ebenso hohen Stellenwert haben, wie die des Personals zur medizinischen und psychischen Aufarbeitung.
Die Erfahrungen aus den ukrainischen Streitkräften sind also auch hier von hohem Wert. Der nachstehende Artikel beschreibt Erfahrungen und zeigt Wege zur besseren Anwendung bzw. zur Verbesserung in diesem oft vernachlässigtem Bereich.TH
Die Werte der ukrainischen Soldaten: Inhalt und Bewertung durch die Kämpfenden
Zeitschrift für Militärethik Artikel | Online veröffentlicht: 28. Februar 2025
Ihor Prykhodko; Yanina Matsehora; Olexander Kolesnichenko; Anna Prikhodko; Anastasiia Bolshakova; Olena Bilyk; Viktoriia Kuzina & Dmytro Slurdenko
Zusammenfassung
Armee-Werte sind die “Unternehmenswerte” der militärischen Organisation, die das Militärpersonal leiten und ihm helfen, seine militärische Pflicht zum Schutz der nationalen Interessen und zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Verteidigung seines Staates zu erfüllen. Dieser Artikel untersucht Vorstellungen über Armee-Werte und deren Inhalt unter ukrainischen Soldaten. Die Armee-Werte, die die Einheit des ukrainischen Militärpersonals in Bezug auf ihren gewählten Beruf und die Erfüllung ihrer militärischen Pflichten gewährleisten, sind moralischer und körperlicher Mut, Professionalität, Selbstdisziplin, Ehrlichkeit, Loyalität, Teamarbeit, Würde und Standhaftigkeit. Befürworter einer „korporativen“ Militärethik bevorzugen Armee-Werte, die eine Konsolidierung des Militärpersonals um diese Werte herum ermöglichen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrer militärischen Organisation und ihrer Wertebasis gewährleisten. Befürworter einer „individuellen“ Militärethik orientieren sich an Armee-Werten, die auf persönlichem Mut und Verantwortung basieren. Die Ergebnisse unserer Studie über Armee-Werte und deren Struktur werden es uns ermöglichen, die Militärkultur des Militärpersonals sowie dessen fachliche Kompetenz und Bereitschaft zur Erfüllung seiner Aufgaben sowohl in Friedenszeiten als auch – zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels – während Kampfhandlungen zu formen und zu verbessern.
